Wenn die Welt nicht nur still, sondern auch Kopf steht

Ein Beitrag von Erik Gutzmann

Tatsächlich ist es soweit – Corona hat die Schulen lahmgelegt. Bis zum 19.04 sind alle Schulen in Schleswig-Holstein geschlossen. Und da sind wir nicht die ersten, und auch nicht die letzten. Italien ist bereits im vollständigen Lockdown, Bayern und Niedersachsen haben schon lange Schulausfall verhängt, und Großveranstaltungen werden abgesagt. Corona greift umher wie ein Lauffeuer – Und obwohl all das Realität ist, fühlt sich alles so, so unglaublich surreal an.

Wann hatten wir das letzte Mal wegen irgendetwas flächendeckenden Schulausfall? Ich erinnere mich noch recht gut daran, das war 2013, als uns der Orkan „Xaver“ traf – wir durften alle bereits nach der 5. Stunde gehen. Am nächsten Tag war es aber schon wieder vorbei, und es ging zurück in die Klasse. Aber dieses Mal ist alles anders: Die erste echte Pandemie in meiner gesamten Lebenszeit trifft nun die gesamte Welt, die darauf eben nicht so gut vorbereitet war, als wir es gerne hätten. Und nun sind zwei Wochen Schulausfall, zwei Wochen der vermeintlichen Freiheit – und darüber haben sich sicherlich nicht nur ich und meine Freunde und köstlich amüsiert, das haben vermutlich ganz viele andere Schüler ganz genauso – obwohl unter all dem Humor eben doch ein konkretes Wort liegt – Surrealität.

Es ist einfach surreal. Es wirkt alles eben einfach wie aus einem Hollywood-Film: Die Menschen bunkern Reis, Nudeln und Toilettenpapier, Desinfektionsmittel wird zum Luxusgut dass sich nicht mal mehr Arztpraxen leisten können, und obwohl man selbst wohl kaum daran stirbt, macht man sich eben trotzdem sorgen – und wir lächeln eben einfach darüber hinaus. Das ist weder traurig, weder falsch, weder schlimm – es ist eben einfach wie es ist. Und mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht mehr sagen; Ich könnte sicherlich noch 2000 weitere Worte darüber finden, wie mich die Hamsterer zutiefst stören und den Betrieb in Arztpraxen, aber auch im Alltag aufhalten, wie manch ein Land und manch ein Politiker hätte früher reagieren sollen und die Bedrohung hätte ernster nehmen sollen, oder wo all das noch hinführen könnte, in den schlimmsten und in den besten Fällen – aber ich kann eben auch all das zusammenfassen, in nur einem einzigen Satz:

Es ist eben einfach nur noch surreal.

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3 Gedanken zu „Wenn die Welt nicht nur still, sondern auch Kopf steht“

  1. „Surreal“ trifft es. Heute hatte ich eine äußerst seltsame Jahreszeiten-Irritation: Draußen Frühling, im „Home Office“ ein kurzer Moment wie zwischen Weihnachten und Neujahr. Eine Art Vakuum. So viele, die sonst durch ihr tägliches Hustle & Bustle weit weg sind, auch wenn sie in erreichbarer Nähe wohnen, haben plötzlich Zeit für einen Austausch, der intensiver ist als im Alltag. Floskeln weichen Prioritäten. Was man „braucht“ wird neu hinterfragt. Die Welt geht ungefragt durch ein Nadelöhr. Als alter Optimist denke ich, dass wir bei allem Leid und Schaden auch Chancen erhalten

  2. Achja, Corona, was hast du getan. Das sich heutzutage eine Grippe ähnliche Krankheit so rasant über die ganze Welt ausbreitet, lässt einen doch mal über all jenes, was für die Menschen überhaupt eine Rolle spielt, nachdenken. Zuerst die Wirtschaft, dann Soziales. Traurig, aber so ist es. Wieder mal ein super Artikel, Erik. Und wie du schon sagtest, Surreal beschreibt es am besten. Guckt euch nur mal Spanien an.

  3. Tja, wer hätte das im Dezember für möglich gehalten? Wohl niemand. Der Alltag ruht, die Ungewissheit lebt. Öffentliches Leben gibt es kaum noch, das Ziel: die Verbreitung verhindern. Ist es nicht aber schwer, vor etwas zu warnen, dass für uns unsichtbar ist?
    Die jungen Leute sind zwar keinem erhöhten Risiko ausgesetzt, aber leben wir doch in einer großen Gesellschaft und haben Kontakt zu allen Altersschichten. Hoffentlich bringt uns die Zeit mehr Nächstenliebe und Konzentration auf wesentliche Dinge: ein Blick nach Syrien, die türkischen Außengrenzen oder aber zum Mann im Weißen Haus, zeigen doch, Probleme gibt es überall und Toilettenpapier sollte das kleinste sein.

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